Eine neuerliche Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer erschüttert die Welt. Vermutlich mehr als 700 Menschen kamen im Mittelmeer vor Libyen ums Leben, als ihr Boot kenterte. Das Unglück wird von den Einsatzkräften wie folgt rekonstruiert: als sich ein portugiesischer Frachter dem völlig überfüllten Fischerboot mit den Migranten näherte, riefen diese verzweifelt um Hilfe. Um die vermeintlichen Retter zu erreichen, kletterten sie auf eine Seite des Fischerbootes. Infolge dieser Fehlbelastung kenterte das Boot, die meisten Flüchtlinge stürzten dabei in das nur 16 Grad warme Wasser und ertranken. Es wird vermutet, dass die meisten der Menschen nicht schwimmen konnten. Vermisst werden fast 700 Menschen. Als die italienische Küstenwache am Unglücksort eintraf, konnte sie nur noch Leichen bergen.
Nicht nur in Italien herrscht nach der Katastrophe Schock und Trauer. Eine Sprecherin der UN-Flüchtlingswerk UNHCR sprach von einer der größten Tragödien, die es je im Mittelmeer gab. Sie fuhr fort: „die Grausamkeit der Schlepper, die die Überfahren organisieren ist unglaublich, sie haben auch dieses Flüchtlingsboot bis zur Unmöglichkeit gefüllt.“ Nunmehr werden neuerlich Forderungen nach einem entschlosseneren Eingreifen der EU laut. So äußerte sich Antonio Marchesi, der Präsident von Amnesty International Italien, dass angesichts dieser Tragödie die Passivität Europas immer skandalöser und unerträglicher sei. Mittlerweile plant die EU ein Krisentreffen. Pro Asyl ruft den deutschen Innenminister Thomas De Maiziere auf, dass er endlich seinen Widerstand gegen ein europäisches Seenotrettungsprogramm aufgibt. De Maiziere ließ noch kürzlich verlauten, dass man den Schleppern nur in die Hände spielen würde, wenn man jeden, der im Mittelmeer ankommt, einfach aufnehmen würde. Dieser Aussage steht entgegen, dass jede Woche tausende von Menschen von Afrika aus versuchen, durch eine Flucht über das Mittelmeer nach Italien vor Krieg, Verfolgung und Hunger zu fliehen. Erst in der vergangenen Woche hatten Überlebende von über 400 vermissten Migranten berichtet, die im Mittelmeer umgekommen seien. Angesichts der neuen Katastrophe fordert der französische Staatspräsident Hollande mehr Überwachungsboote im Rahmen der EU-Mission „Triton“ zur Seenotrettung von Flüchtlingen.