Großbritannien verabschiedet sich aus der EU
„See EU later“ (bis dann, EU), so verabschiedete sich die britische Tageszeitung „The Sun“ von der Europäischen Union. Nachdem 51,9 Prozent der Briten für den „Brexit“ gestimmt haben, sieht es tatsächlich wie ein Abschied von der EU aus. Aber bedeutet dieses einen Abschied ohne Wiederkehr? Auch sieht ganz so aus. Zwar kann das Ausstiegsprocedere, das sich mindestens zwei Jahre dauern wird, jederzeit wieder von Großbritannien abgebrochen werden indem erklärt wird, dass man doch in der EU bleiben möchte, doch könnte sich dieses kein Premierminister erlauben. Der Grund: es darf bei aller Kritik über das Abstimmungsergebnis, – sei es ob diese von den Verfechtern eines Verbleibes in der EU kommt oder die von den anderen Staaten der EU – nicht vergessen werden, dass es sich um eine demokratische Abstimmung gehandelt hat. Wenn also der Austritt wohl aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr rückgängig gemacht wird, stellt sich dennoch die Frage, ob und inwieweit sich die Finanzmärkte und die Folgen für die britische Wirtschaft wieder beruhigen werden. So stürzte sofort nach Bekanntgabe des Ergebnisses die britische Währung um mehr als neun Prozent ab und damit auf den tiefsten Stand seit dreißig Jahren. Auch die Kurse aller britischen Banken brachen ein.
Status als privilegierter Partner?
Aber ist der Austritt Großbritanniens aus der EU wirklich eine Katastrophe? Oder gelingt es den Briten innerhalb der Austrittsverhandlungen einen Status als privilegierter Partner zu erreichen, ähnlich wie diesen Norwegen hat? Fakt wird aber auf jeden Fall sein, dass die wirtschaftlichen Bande zu der Rest-EU wohl kaum getrennt werden. Anders sieht es aber mit anderen Regelungen aus wie zum Beispiel der Umgang Freizügigkeit des Wohnsitzes und des Arbeitsplatzes anderer EU-Bürger in Großbritannien. Auch besteht durchaus die Gefahr, dass aus „Groß“ – Britannien ein „kleines“ England werden kann. So haben zum Beispiel die Schotten mehrheitlich über einen Verbleib in der EU gestimmt und die schottische Regionalregierung angekündigt, ein neuerliches Referendum zum Verlassen Großbritanniens anzustreben.
Mögliche Kettenreaktion
Angst muss man allerdings davor haben, dass der „Brexit“ eine Kettenreaktion auslösen könnte. So ist das Abstimmungsergebnis Wasser auf die Mühlen rechtspopulistischer Kräfte in anderen Staaten, besonders in Frankreich und den Niederlanden.