Immer mehr giftige Stoffe

Beim Entladen eines Frachtcontainers mit Kleidung sind in Bayern 60 Firmenmitarbeiter durch aus den Textilien ausströmendes Gas verletzt worden!

Die Mitarbeiter einer Bekleidungsfirma in Poing (Kreis Ebersberg) hatten plötzlich über Augenreizungen, Schwindel und Übelkeit geklagt, sagte ein Polizeisprecher am frühen Dienstagmorgen. Die Feuerwehr stellte am Montag ein Gas in dem Container fest.

► Die Ware war nach ersten Erkenntnissen der Ermittler mit Insektiziden und Pestiziden behandelt worden.

Neun Menschen wurden in ein Krankenhaus gebracht, 51 konnten vor Ort behandelt werden. Am Dienstagvormittag sollten Experten eine Messung durchführen und prüfen, ob sich das Gas verflüchtigt hat.

BILD klärt mit Dr. Kirsten Brodde (Greenpeace Deutschland) und Johanna Hausmann (Sprecherin WECF Deutschland) über Giftklamotten auf:

Mit welchen Giftstoffen ist Kleidung oft belastet?

In der Textilindustrie kommen bis zu 1900 verschiedene chemische Substanzen zum Einsatz, von denen 1700 nicht ausreichend hinsichtlich ihrer Gesundheits- und Umweltverträglichkeit getestet sind.

Unter anderem werden Bakterizide und Fungizide beigefügt, um Fasern resistent gegen Bakterien und Pilze zu machen. Auch Formaldehyd, Epoxidharz und Dispersionsfarbstoffe werden häufig benutzt und können als Rückstände in der Kleidung bleiben. Einige Stoffe sind krebserregend, andere greifen in den Hormonhaushalt ein, machen unfruchtbar. Oder sie erzeugen allergische Reaktionen, Ausschlag, Asthma und viele andere Beschwerden.

Kann ich erkennen, ob die Kleidung giftig ist?

Nein. Sich auf den Geruch zu verlassen, reicht nicht. Es ist für den Kunden unmöglich zu beurteilen, aus welchen Stoffen ein Textil besteht, da die Etikettierung lückenhaft ist.
Angaben zur Art des Anbaus und Webens der verschiedenen Fasern, zu Färbemethoden, diversen Behandlungen, etc. fehlen meist.

Wie kann ich mich dennoch schützen?

Baby- und Kinderkleidung und Bettwäsche, neue wie gebrauchte, immer vor dem ersten Tragen waschen.

Bevorzugen Sie Kleidung mit Gütesiegeln. Die zugrunde gelegten Kriterien sind aber unterschiedlich:

► Labels wie GOTS, Bluesign, Cradle to Cradle kennzeichnen ohne schädliche Chemikalien hergestellte Textilien.

► EU Ecolabel (Ökoblume), Blauer Engel, Naturtextil, Öko-Tex Standard 100 testen Schadstoffe im Endprodukt.

Was sind Folgen belasteter Kleidung?

Ein Drittel unserer Kinder haben schon asthmatische Beschwerden. Johanna Hausmann, Sprecherin WECF: „Wenn Ihr Baby oder Kind Ausschlag bekommt, kann das daran liegen, dass es mit chemiebelasteter Kleidung in Kontakt gekommen ist.

Wenn die Spermien unserer Männer oft nur noch von mangelhafter Qualität sind, dann haben sie vielleicht zu lange Kleidung mit Weichmachern getragen.“

► Tipp: Die Verbraucherzentrale Hamburg hat ein Verzeichnis über Online-Anbieter zusammengestellt, die unbedenkliche Kleidung vertreiben.

Quelle: Bild.de

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